Luise: Und das Leben geht weiter ohne Brüste!

Hallo, ich bin Luise, 32 Jahre alt und möchte meine Geschichte mit euch teilen, um anderen Frauen Mut zu machen.

Im September 2022 Jahren erhielt ich die Diagnose genetischer Brustkrebs BRCA1.

Mein Tumor war bereits 3,8 cm groß und die Verdachtsdiagnose bekam ich in Sydney, wo ich fünf Jahre lang gelebt habe. Behandelt wurde ich in Deutschland und musste mit der Erkrankung und gleichzeitig in ein neues Leben starten, das sich hauptsächlich im Krankhaus abspielte. Es war grau, kalt und der Kaffee war furchtbar, ich konnte kein Deutsch mehr und meine Freunde haben mir gefehlt und doch bin ich für so vieles dankbar. Meine Freunde aus dem Studium, aus der Jugendzeit waren auf einmal alle für mich da und haben mich getragen, weil ich es alleine nie geschafft hätte.

Mit der Diagnose begann für mich ein intensiver Lernprozess. Ich wollte alles über Onkologie wissen, um mitreden und mitentscheiden zu können. Es war wie eine Geheimsprache, die ich gelernt habe. Ich musste alles verstehen, alle Medikamente und deren Wirkung kennen, bevor ich etwas nehmen konnte. Es war für alle extrem kräftezehrend und doch war es mein Umgang mit der Erkrankung. Während der EC-Chemo hatte ich eine Nahtoderfahrung, doch ich kämpfte mich weiter durch die Chemo. Wochenlang lag ich nur noch im Bett, mein Körper konnte nicht mehr. Endlich war die Chemotherapie geschafft, aber es ging sofort weiter mit der nächsten großen Entscheidung. Meine Onkologin, Psychoonkologin und Freunde haben mir versucht, gut zuzureden und mir die Rekonstruktion mit Implantaten empfohlen. Ich konnte nächtelang nicht mehr schlafen und nichts essen, weil es sich einfach nicht richtig angefühlt hat!

Meine Psychoonkologin war die erste die meinte, dann machen wir das so und ich unterstütze Sie, in diesem Prozess flach zu gehen.

Meine Brüste zu verlieren, war schlimm und tränenreich. Mir ging es nach der zweiten Seite richtig dreckig. Auf einmal ging nichts mehr und das für zwei, drei Monate. Ich war in der Trauer um den Verlust meiner Brüste gefangen. Heute kann ich sagen, dass diese Trauerphase dazu gehört und seine Berechtigung hat. Doch trotz des Schmerzes entschied ich mich ganz bewusst und selbstbestimmt gegen einen Wiederaufbau, da mein Bauchgefühl mir sagte, dass dies der richtige Weg für mich ist. Meine Entscheidung, keinen Brustaufbau zu machen, war hart umkämpft. Meine Onkologin stellte mich mehrmals auf die Probe. Heute fühle ich mich wieder wohl in meinem Körper wieder wohl.
Die Wahl, flach zu bleiben, war für mich die richtige, auch wenn ich oft erklären muss, warum ich diesen Weg gegangen bin. Ich wünschte, ich hätte damals jemanden in meinem Alter gehabt, der mir gezeigt hätte, dass es ein Leben ohne Brüste gibt.

Ich möchte anderen Frauen Mut machen, ihrem eigenen Gefühl zu vertrauen, egal was die Gesellschaft oder andere Menschen vorgeben. Es ist euer Leben und ihr habt das Recht, so zu leben, wie es für euch richtig ist. Es ist euer eigener Körper.

Passt auf euch auf.